Über Bitterstoffe
Warum Bitterstoffe?
Bitterstoffe kommen in der Natur vor allem in Kräutern und Pflanzen vor und werden seit Jahrtausenden in der Heilkunde vieler Kulturen eingesetzt. Durch die moderne Lebensmittelindustrie sind Bitterstoffe aus unseren Nahrungsmitteln allerdings weitgehend verschwunden. So wurden etwa aus ursprünglich bitter schmeckenden Gemüsesorten Bitterstoffe aus geschmacklichen Gründen herausgezüchtet, wodurch uns deren wohltuenden Wirkungen entgehen. Bitterstoffe helfen beispielsweise die Verdauung zu regulieren und wirken ausgleichend auf den Säure-Basen-Haushalt. Sie können Heißhungergefühle z.B. auf Süßes reduzieren und wirken stoffwechselanregend oder entschlackend. Neue präklinische Studien zeigen außerdem tumorhemmende Effekte und positive Wirkungen auf das Immunsystem.
Wie wirken Bitterstoffe?
Bitterstoffe binden an Bitterrezeptoren und aktivieren diese, wodurch Signale in die Körperzellen gelangen. Beim Menschen sind derzeit 25 Arten von Bitterrezeptoren bekannt, wohingegen für süß oder Umami nur 3 verschiedene Rezeptoren existieren. Die Bitterrezeptoren befinden sich nicht nur auf der Zunge oder der Mundschleimhaut, sondern auch in zahlreichen anderen Organen, wie im Magen oder Darm, in der Bauchspeicheldrüse sowie in Fettzellen aber auch in Immunzellen oder in der Haut. Diese sogenannten extraoralen Bitterrezeptoren sind derzeit Gegenstand intensiver Forschungsarbeit, weil vermutet wird, dass viele gesundheitsfördernde Wirkungen von Bitterstoffen über diesen Weg in unserem Körper vermittelt werden.
Bitterstoffe und Heißhunger
Schon lange weiß man, dass Bitterstoffe Heißhunger lindern oder auch das Verlangen nach Süßem reduzieren können. Jedoch erst seit Kurzem sind die zugrundeliegenden Mechanismen dafür bekannt.
Neue Untersuchungen zeigen außerdem, dass Bitterstoffe die Aktivität von Neuronen, die für das Süßschmecken verantwortlich sind, hemmen und damit die Verlockung von Süßem reduzieren können.
Bitterstoffe und Verdauung
Bitterstoffe stimulieren die Ausschüttung von Verdauungsenzymen aus der Bauchspeicheldrüse sowie die Produktion von Gallensäuren und Magensaft. Außerdem steigern sie die Durchblutung im Magendarmtrakt. Je nach Zeitpunkt der Einnahme (vor oder nach der Mahlzeit) bereiten Bitterstoffe unseren Verdauungstrakt auf die bevorstehende Nahrungsaufnahme vor oder unterstützen nach einer üppigen Mahlzeit die Verdauungsleistung und können so Völlegefühl, Blähungen und Bauchschmerzen lindern. Nicht zufällig enthalten viele bekannte Digestifs Kräuter mit einem hohen Bitterstoffanteil, wie Anis oder Wermutkraut.
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